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4. Oktober 2016

Plattdüütsk in Brüssel? Plattdeutschkonferenz im Herzen der EU

Die europäische Amtssprache sollte zukünftig Plattdeutsch sein. Mit dieser Forderung starteten einige Teilnehmer die Plattdeutschkonferenz im Europäischen Parlament in Brüssel. Dass dieser Wunsch in Erfüllung geht, konnte der Europaparlamentsabgeordnete Jens Gieseke nicht versprechen. Aber gemeinsam mit seiner niederländischen Kollegin Annie Schreijer-Pierik sendete er ein eindeutiges Signal aus Brüssel: Plattdüütsk wird hier nicht als ein Dialekt abgetan. Es wird als Sprache wahrgenommen. Eine Sprache, die in Gefahr ist, geschützt und gefördert werden muss. Deshalb hatten die beiden Europaparlamentsabgeordneten Experten und Politiker aus den Niederlanden und Norddeutschland nach Brüssel eingeladen. Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann aus Hesel folgte dieser Einladung.

Über drei Stunden wurde in dem Sitzungssaal des Europäischen Parlaments in vielen verschiedenen Plattdeutsch-Varianten diskutiert. Wie können die Regionalsprachen zukünftig erhalten bleiben? Was muss getan werden, damit sie wieder populärer und damit erhalten werden? „Ostfriesland ohne Plattdüütsk ist wie Tee ohne Kluntjes. Für mich unvorstellbar“, stellte die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann in ihrer Rede klar. Sie wies aber auch darauf hin, dass der Erhalt der plattdeutschen Sprache nur in Zusammenarbeit mit den Ländern sichergestellt werden kann. Denn der Bildungs- und Kulturauftrag liegt bei diesen. Und genau diese beiden Bereiche werden gebraucht, um die Sprache zu schützen. „Alle 2 Wochen stirbt eine Sprache auf dieser Welt aus. Damit stirbt Kultur, Zusammengehörigkeit und Weltgeschichte. Die Konferenz hat gezeigt, dass viele bereit sind Plattdeutsch vor diesem Schicksal zu bewahren. Ich will meinen Teil dazu beitragen.“

Für Jens Gieseke hat das Niederdeutsche einen besonderen europäischen Wert: „Hier wird Kultur, Tradition und Identität über Grenzen hinweg gelebt,“ so der Emsländer. Was Niederländer und Deutsche an Zusammenarbeit vom Arbeitsmarkt, über die Bildung bis zur Kultur leben, hat für Gieseke Beispielcharakter. „Und deshalb ist es auch eine gemeinsame Aufgabe, ein starkes Netzwerk für das Plattdeutsche aufzubauen.“ Allen Eltern, Pädagogen und Kulturschaffenden gab er deshalb einen Spruch der Initiative „Platt is cool“ der Emsländischen Landschaft mit auf den Weg: „Trau di watt, proat platt!“

Cornelia Nath vom Plattdüütskbüro der Ostfriesischen Landschaft und die Emsländerin und NDR-Journalistin Hedwig Ahrens traten in Brüssel ebenfalls für die Interessen der plattdeutschen Sprache ein. Ahrens berichtete von vielen Begegnungen, die sie im Rahmen ihrer plattdeutschen Sendeformate für den NDR gemacht hat. Und stellte klar, dass nur eine gesprochene Sprache überleben kann: „Plattdeutsch sollte mehr in unser Bildungswesen eingebunden werden. Früh übt es sich am leichtesten. Deshalb sind auch Familien, in denen Platt gesprochen wird, so wichtig. Darüber hinaus stehen auch die Medien in der Pflicht, ihren Teil zum Erhalt der Sprache beizutragen. Plattdeutsch muss wieder präsenter und akzeptierter werden.“

Am Ende der Konferenz waren sich alle einig: Plattdeutsch ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil unserer Identität. Platt maakt ok slau – ganz nach dem Motto des diesjährigen Plattdüütskmaants. Um Plattdeutsch zu erhalten, müssen alle an einem Strang ziehen. Deshalb soll es auch nicht das letzte Treffen dieser Art in Brüssel bleiben. Denn nur wer sich austauscht, kann Hand in Hand arbeiten.

 

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